1945
zog der gebürtige Chinese An Wang (1920-1990) von China in
die USA. Nach dem Harvard Studium entwickelte er ein Patent, durch
das es erstmals möglich war, Informationen magnetisch zu speichern.
1956 verkaufte Wang dieses Patent an IBM und schuf damit die Grundlage
für die später von IBM entwickelten Magnetkernspeicher.
Wang war ein genialer Erfinder und erhielt noch mehr als 30 weitere
Patente, u.a. für digitale Tachometer oder Apparaturen zum
Zählen roter Blutkörperchen. Um seine Entwicklungen vertreiben
zu können gründete er 1951 mit inzwischen gesparten 600
US$ sein Unternehmen Wang Laboratories.
Erst 1964 stellt auch Wang mit LOCI (Logarithmic
Calculating Instrument) seinen ersten wissenschaftliche Rechner
vor. Im Kundenauftrag (Armco Steel) wurde dieses Gerät dann
zum ersten Wang-Computersystem mit der Typenbezeichnung 2315 weiterentwickelt,
wobei mit LOCI-2 eine verbesserte Recheneinheit und als Ein- und
Ausgabesystem ein Teletype Model 33 Verwendung fand.
Mitte der 60iger Jahre entwickelten die Wang Lab's
mit der Serie 300 die ersten wirklich von jedermann bedienbaren
elektronischen Rechner. Mit dieser trotzdem nur 1700 US$ teuren
Rechnerserie erreichte Wang 1965 die Marktführerschaft in diesem
Bereich. Dieser Erfolg bewog Wang's genialen Chefingenieur Trantanella
(maßgeblich an der LOCI-Entwicklung beteiligt), die Ausrichtung
der Firma weg von der Entwicklung von Bauelementen und kundenspezifischen
Systemen (wie z.B. die 2315, s.o.) und hin zur Produktion von kompletten,
kommerziell nutzbaren Rechensystemen auf Basis der 300er Serie zu
ändern. Das erste Produkt dieser Neuausrichtung war Ende 1966
die Wang 360E, der Prototyp eines kompakten, elektronischen und
programmierbaren Tischrechners mit einem standardisiertem Bussystem.
Doch Dr. Wang war von der Neuentwicklung Trantanellas nicht begeistert.
Dr. Wang sah den gigantischen Verkaufserfolg von DEC's Minicomputer
PDP-8. Und als Computerhersteller sah Dr. Wang auch die Zukunft
seiner Firma. In den Markt der Tischrechner drängten mittlerweile
japanische Billighersteller wie Sharp, Casio, Sony, Hitachi und
Sanyo. Trotzdem produzierte Wang natürlich den neuen Tischrechner
und brachte 1967 die Modelle 370 (Programmspeicher auf Lochkarten)
und 380 (Programmspeicher auf Magnetband) auf den Markt. Im gleichen
Jahr wurde aber auch das Computersystem Wang 4000 vorgestellt.
1968
wurde Trantanella Vizepräsident der Wang Labaratories. Eine
der bemerkenswertesten und historischen Entwicklungen der Wang Lab's
wurde für die NASA durchgeführt. Auf Basis der LOCI-2
Einheit entstand ein System, das die Lebenserhaltungssysteme in
den Raumanzügen von Astronauten bei der Mondlandung kontrollieren
sollte. Auch mit dieser Aufgabe betraute Wang Trantanella. Trotzdem
kam gerade in diesem Jahr für Wang (und allen anderen Herstellern)
der Einbruch im Bereich der Tischrechner, denn Hewlett Packard hatte
sein revolutionäres Modell 9100 auf den Markt gebracht. Mit
viel Speicher und stark erweiterten mathematischen Funktionen lief
dieser hochkompakte Rechner allem den Rang ab, was zu diesem Zeitpunkt
auf dem Markt war. 1969 verzeichnete Wang massenhafte Stonierungen
von Bestellungen der 300er Rechner und als Folge massive Umsatzeinbrüche.
1970 versuchte man bei Wang, das Kerngeschäft zu retten und
brachte mit der Modellreihe 700 ein vergleichbares Produkt zum HP
9000 auf den Markt.
1971 wird das Modell 3300 vorgestellt, ein 8-Bit-Minicomputer
mit Mehrbenutzerfähigkeiten, bis zu 64K Hauptspeicher und einem
mächtigen und ladbarem Basic als Betriebssystem. Als Massenspeicher
fungierten anfangs noch langsame Kassettensystem. Diese wurden später
durch Floppysysteme abgelöst, die nicht nur schneller waren
sondern auch mit mehr Speicherkapazität aufwarten konnten.
Anfang der 70iger hatte Dr. Wang bereits die Idee,
einen wirklich kleinen Computer zu bauen, der programmierbar und
kompakt sein sollte. Ohne die Mehrbenutzerfähigkeiten des 3300,
passend auf einen Schreibtisch und preiswert. Doch HP kam ihm 1972
mit dem Modell 9830 zuvor. Erst 1973 konnte Wang seine ersten "persönlichen"
Computer der Serie 2200 ausliefern. Der 2200 war kein monolithisches
Gerät wie der HP 9830. Das System bestand aus (ziemlich schweren)
Zentraleinheit, einer Speichereinheit (anfangs mit Kassetten) sowie
einem Monitor mit Tastatur. Das Betriebssystem (in Form eines verbesserten
Basic's) mußte nicht mehr von Kassette oder Disk geladen werden,
sondern befand sich in einem ROM. Die Modellreihe 2200 wurde übrigens
bis weit in die 90iger Jahre hinein produziert.
Mitte der 70iger verließ Trantanella die
Wang Laboratories und gründete mit Tranti Systems seine eigene
Firma.
1982 trat Dr. An Wang von allen seinen Ämtern
bei Wang Laboratories zurück. In diesem Jahr steigt Wang auch
in den PC Markt ein. Man versucht jedoch nicht, einen IBM-Kompatiblen
zu bauen, sondern einen eigenen, besseren Personalcomputer (Wang
PC, Professional Computer) auf die Beine zu stellen. Ein Fehler,
wie sich herausstellen sollte. Auch ein AT kompatibler (Wang APC,
Advanced Professional Computer) wurde noch produziert, später
sogar ein PC mit 386iger CPU.
1986 erreicht Wang einen Umsatz von 3 Mrd. US$
und beschäftig 30.000 Angestellte weltweit. Was viele vielleicht
überraschen wird: die Entwicklung der SIMM's (RAM-Module in
den PC's) stammen von Wang (das ist mittlerweile gerichtlich bestätigt),
und auch die OLE Technologie (immer noch stark im MS-Windows verankert)
- auch das wurde in einer neuen Regelung mit Microsoft bestätigt
- stammt von Wang.
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